ÖDG-Pressemitteilung: Versorgungsengpass bei Diabetesmedikamenten

ÄrztInnen und PatientInnen müssen informiert werden
Stellungnahme der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) zur Versorgungssituation mit GLP-1-Rezeptoragonisten

Wien, 22. August 2023 - Die weltweite Verknappung der Diabetesmedikamente, die einen Wirkstoff aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten enthalten, wird in den nächsten Monaten auch in Österreich zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit führen. Alle ÄrztInnen werden von der ÖDG aufgerufen, in dieser Mangelsituation vorübergehend keine Verschreibungen dieser Substanzen zur Gewichtsreduktion bei Menschen ohne Diabetes vorzunehmen, da in Österreich derzeit keine gleichwertigen Therapiealternativen für Menschen mit Diabetes verfügbar sind. PatientInnen sollten rechtzeitig mit ihren behandelnden Diabetes-Teams Kontakt aufnehmen. Aus heutiger Sicht rechnet die ÖDG mit einer Verbesserung der Versorgungssituation im Laufe des ersten Halbjahres 2024.
Vom vorübergehenden Versorgungsengpass sind folgende in Österreich erstattete Diabetes-Präparate betroffen: Victoza (Novo Nordisk, Wirkstoff Liraglutide), Ozempic (Novo Nordisk, Substanz Semaglutide) sowie Trulicity (Eli Lilly, Substanz Dulaglutide). Neben verschiedenen Gründen, welche die weltweite Verknappung dieser Medikamentenklasse verursacht haben, ist einer der wesentlichen Auslöser die massiv gestiegene Nachfrage nach diesen Substanzen als unterstützende medikamentöse Therapie bei gewünschter Gewichtsreduktion von Menschen ohne Diabetes.
Priorisierung von Verschreibungen für Patient:Innen mit Typ2 Diabetes in dieser Mangelsituation
Der Vorstand der Österreichischen Diabetes Gesellschaft fordert zur Sicherstellung der Versorgungslage von PatientInnen mit Diabetes mellitus Typ 2 alle ÄrztInnen dazu auf, von jeglicher nicht indikationskonformen Verschreibung der Medikamente Abstand zu nehmen. Priorität hat in dieser Situation die Gewährleistung der Fortführung einer Therapie mit GLP-1-RA-Präparaten bei jenen PatientInnen mit Diabetes mellitus Typ 2, die bereits eine derartige Therapie erhalten.
Erzwungener Therapieabbruch mit ernsthaften Folgen
„Ein akuter, ärztlich nicht geplanter Therapieabbruch einer laufenden GLP-1-RA-Therapie kann für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 ungünstige gesundheitliche Folgen haben“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz.
Kontaktaufnahme zum behandelnden Diabetes-Team
Da die Medikamente dieser Wirkklasse äußerst effektiv sind, ist davon auszugehen, dass es nach dem Absetzen des Medikamentes aufgrund fehlender Verfügbarkeit, zu einem Anstieg der Blutzuckerwerte kommt. PatientInnen sollten deshalb noch vor dem Ausgehen ihres Medikaments mit ihrem behandelnden Diabetes-Team Kontakt aufnehmen.
Die produzierenden Unternehmen sind bemüht, die Phase der Verknappung so kurz wie möglich zu halten. Es ist zu hoffen, dass sich in absehbarer Zeit die Verfügbarkeit bisher in Österreich erhältlicher Präparate und gegebenenfalls neuer Präparate zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 und bei gegebener Zulassung zur medikamentösen Unterstützung der Gewichtsreduktion bei Menschen mit Adipositas ohne Diabetes mellitus Typ 2 deutlich bessert bzw. normalisiert. Aus heutiger Sicht erwartet die ÖDG dies für das erste Halbjahr 2024.

Über die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG)
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) ist die ärztlich-wissenschaftliche Fachgesellschaft der österreichischen Diabetes-ExpertenInnen. Ordentliche Mitglieder der Gesellschaft sind ÄrztInnen und wissenschaftlich einschlägig orientierte AkademikerInnen. Assoziierte Mitglieder sind DiabetesberaterInnen und DiätologInnen. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft sieht es als ihre Aufgabe, die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes mellitus zu verbessern. Sie setzt sich daher für die Anliegen der Betroffenen ein. Sie fordert und fördert die stetige Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus. Sie unterstützt die Forschung und verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse aller den Diabetes berührenden Fachgebiete sowohl zur Verbesserung der medizinischen Betreuung als auch zur bestmöglichen Vorbeugung von Neuerkrankungen.
Informationen über die Aktivitäten der ÖDG finden Sie unter www.oedg.at

Den Originaltext der Stellungnahme finden Sie unter diesem Link:

https://www.oedg.at/2023-08-stellungnahme-oedg-versorgungsengpass-bei-diabetesmedikamenten.html 

Rückfragehinweis: 
Public Health PR; Mag. Michael Leitner
Tel: 01/6020530-91; E-Mail: